Ein kleiner Leitfaden zur Wahl der richtigen Hundeschule
Woran erkennst du, ob eine Hundeschule gut ist und zu dir und deinem Hund passt?
Basierend auf einem Artikel des BVZ Hundetrainer e.V. habe ich diesen Leitfaden erstellt, der dir bei deiner Suche helfen kann:
Aus- und Fortbildung der Hundetrainer:innen
Seit 2013 müssen alle gewerblichen Hundetrainer:innen eine Erlaubnis gemäß §11 vom zuständigen Veterinäramt besitzen. Diese Regelung garantiert ein Mindestmaß an Kompetenz und Überprüfbarkeit in einem Berufsfeld, das bislang keine einheitliche, staatlich anerkannte Ausbildung kennt.
ACHTUNG: Nicht gewerbliche Hundevereine fallen allerdings nicht unter diese Regelung und sind somit von der Überprüfung ausgenommen.
Was du tun solltest
- Vergewissere dich, dass die Hundeschule bzw. der/die Trainer:in über die erforderliche Erlaubnis nach §11 verfügt.
- Informiere dich über regelmäßige Fortbildungen der Trainer:innen, beispielsweise auf deren Website oder durch direkte Nachfrage. Die Fortbildungen sollten die Bereiche Hund, Mensch und Beratung umfassen.
- Ein kompetenter Trainer kann jederzeit sein/ihr Vorgehen fachlich begründen.
Trainingsansatz
Wie auch bei der Kindererziehung gibt es in der Hundeerziehung verschiedenste Ansätze. Hier ein Überblick über die Ansätze, die ich am wichtigsten finde:
- Positives Verstärken (Positive Reinforcement): Dieser Ansatz basiert auf der Verwendung von Belohnungen (wie Leckerlis, Spielzeug oder Lob) für erwünschtes Verhalten, um dieses zu verstärken. Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert oder durch Ablenkung umgeleitet, statt bestraft.
- Clicker-Training: Eine Form des positiven Verstärkens, die einen Clicker (ein kleines Handgerät, das ein klares Klickgeräusch macht) verwendet, um genau den Moment des erwünschten Verhaltens zu markieren, gefolgt von einer Belohnung.
- Traditionelle Dominanz-Theorie: Früher weit verbreitet, basiert dieser Ansatz auf der Idee, dass Hunde in einer Hierarchie leben und der Mensch als "Alpha" oder "Rudelführer" dominieren muss. Heute wird dieser Ansatz wegen seines Schwerpunkts auf Bestrafung und Dominanz häufig kritisiert und von vielen Experten abgelehnt. Darüber hinaus basiert dieser Ansatz auf Studien, die nicht mehr aktuell und überholt sind.
- Wissenschaftsbasiertes Training: Dieser Ansatz stützt sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über Tierverhalten und Lerntheorie. Er integriert Methoden aus verschiedenen Trainingsansätzen, angepasst an die individuellen Lernfähigkeiten und Bedürfnisse des Hundes.
- Negative Verstärkung und positive Bestrafung: Diese Techniken sind Teil des operanten Konditionierens und können in manchen Trainingsansätzen vorkommen. Negative Verstärkung entfernt einen unangenehmen Reiz als Reaktion auf erwünschtes Verhalten, während positive Bestrafung einen unangenehmen Reiz hinzufügt, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.
- Beziehungsbasiertes Training: Ziel ist es, eine starke, positive Beziehung zwischen Hund und Besitzer aufzubauen. Dieser Ansatz betont gegenseitiges Verständnis, Respekt und Kommunikation und integriert oft Elemente des positiven Verstärkens.
- Spielbasiertes Training: Konzentriert sich darauf, Lernen und Training durch Spiel und Spaß zu fördern. Diese Methode baut eine positive Beziehung auf und nutzt die natürliche Motivation und Energie des Hundes für das Lernen.
Die Auswahl des besten Trainingsansatzes für deinen Hund kann eine Herausforderung sein, aber es ist wichtig, einen Weg zu finden, der zu euch beiden passt und auf Vertrauen, Respekt und positiver Verstärkung basiert.
Mein Ansatz:
Wie du auch auf meiner Startseite lesen kannst, folge ich in meinen Trainingsmethoden dem wissenschaftsbasierten Ansatz. Ich verwende auch positive Verstärker, allerdings nicht ausschließlich. Unerwünschtes Verhalten ignoriere ich nicht; stattdessen setze ich ein trainiertes Abbruch- oder Korrektursignal ein. Dadurch lernt der Hund schnell zu unterscheiden, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Ich vertrete zudem die Meinung, dass wir eine Art Rudelführer für unseren Hund sein sollten. Hierbei stütze ich mich jedoch auf aktuelle Forschungsergebnisse, die zeigen, dass die Rudelführer in einem freilebenden Wolfsrudel tatsächlich die Eltern sind und das Rudel somit in familiären Strukturen lebt. Du nimmst gegenüber deinem Hund also eine Art Elternrolle ein, was deinem Hund Schutz, wohlwollende Führung und faire Grenzen bietet, innerhalb derer er sich frei bewegen kann – ein autoritativer Erziehungsansatz.
Aber zurück zum Thema:
Darauf solltest du zusätzlich achten
- Der gewählte Trainingsansatz sollte schlüssig und verständlich erklärt und angeleitet werden.
- Trainer:innen sollten ehrlich über ihre Grenzen in Kompetenz und Auftrag kommunizieren.
- Bei ausbleibendem Erfolg sollte der/die Trainer:in in der Lage sein, den Trainingsansatz individuell und mit verschiedenen Methoden anzupassen.
- "Gewaltfreies Hundetraining" ist ein Muss und sollte nicht als Werbemaßnahme genutzt werden.
Das Angebot der Hundeschule
Das Angebot gibt Aufschluss darüber, was dich und deinen Hund erwartet:
- Fokus auf Einzel- und Intensivtrainings: Wahrscheinlich liegt der Schwerpunkt auf Verhaltensauffälligkeiten.
- Fokus auf Grunderziehung: Hier steht vermutlich die Basisarbeit im Vordergrund.
- Fokus auf Beschäftigung und Spaß: Der Schwerpunkt liegt auf spielerischem Lernen und Freude.
Beachte auch:
- Die Vielfalt des Angebots hängt oft von der Anzahl der Trainer:innen ab.
- Praxisnahe Trainingsmethoden sind vorzuziehen; ausschließliches Online-Training ist weniger empfehlenswert.
- Sollte deine Thematik nicht abgedeckt sein, sollte eine Weiterleitung an kompetente Kolleg:innen möglich sein.
Umgang und Atmosphäre
Vertraue deinem Bauchgefühl, wenn es um den Umgang und die Atmosphäre in der Hundeschule geht:
- Fühlst du dich wohl und wertgeschätzt?
- Werden Konflikte lösungsorientiert und ohne Provokationen angegangen?
- Besteht ein ehrliches Interesse daran, dich und deinen Hund kennenzulernen?
- Werden keine Trainingswege oder Fehler abgewertet, sondern fachlich eingeordnet?
Die Kundenbindung sollte auf Zufriedenheit basieren, nicht auf Angst oder Manipulation. Ein offener Umgang mit Kritik und die Bereitschaft, diese zu reflektieren, sind ebenfalls wichtige Qualitätsmerkmale einer guten Hundeschule.
Mit diesen Tipps bist du gut gerüstet, um die passende Hundeschule für dich und deinen Vierbeiner zu finden. Vielleicht bist du ja bereits fündig geworden ;-)
Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß und Erfolg auf eurer gemeinsamen Lernreise!
(P.S.: Das verwendete Foto ist von einer Spiel- & Spaßstunde)